Missverständnis Nr. 2: Digitale Beteiligung ist exklusiv

Gut gebildet, gut verdienend, oft männlich und vor allem internet-affin – ein weit verbreitetes Argument gegen digitale Beteiligung ist die Asymmetrie: Nicht ein Querschnitt der Bevölkerung macht im Netz mit, sondern ein kleiner, privilegierter Ausschnitt. Doch ist das in der analo-gen Welt anders? Auch hier sind Men-schen mehr oder weniger informiert, vernetzt, kompetent oder engagiert. Wie erreicht man, dass sich gleich-mäßig Mitglieder aus allen Teilen der Bevölkerung beteiligen? Repräsenta-tivität und Inklusivität sind generelle Herausforderungen der Partizipation: Wie kann ich verschiedene Gruppen mobilisieren? Was sind zielgruppen-gerechte Beteiligungsformate und Methoden? Die Mobilisierung fängt mit der Information und Kommuni-kation an: Wer erfährt beispielsweise über die Lokalzeitung von einer Ab-stimmung, wer eher über Social Me-dia? Bei der Wahl geeigneter Formate und Methoden geht es unter anderem um die Ressourcen und Medienkom-petenz der zu Beteiligenden: Wer hat zum Beispiel Zeit, vormittags ins Rat-haus zu gehen, und wer traut sich zu, eine Online-Kommentarfunktion zu nutzen? Es geht nicht um die Frage: analog oder digital, sondern wichtig ist eine Multi-Kanal-Strategie: Über welche Kanäle informiere und betei-lige ich Bürger, sodass ich möglichst viele erreiche und mobilisiere? Wenn wir den digitalen Kanal als Ergän-zung begreifen, dann bedeutet das, digitale Beteiligung schließt nicht eine Gruppe aus, sondern eine wei-tere Gruppe ein, nämlich diejenigen, die digital unterwegs und erreichbar sind. Und der Trend zeigt: Das werden immer mehr! Trotzdem wäre es falsch, Beteiligungsverfahren nur noch di-gital durchzuführen. Denn noch sind nicht alle Deutschen online und die Onliner nutzen das Internet sehr he-terogen, wie der D21-Digital-Index zeigt. Deswegen ist es wichtig, ana-loge und digitale Beteiligungskanäle anzubieten.

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